Aus Sicht eines Zuschauers

04.11.2025

In den letzten drei Jahren hat sich meine Sicht auf die Gemein­de­po­litik grund­le­gend geändert. Von „Es geht mich nix an“ zu „Ich besuche jede öffent­liche Sitzung der Gemeinde“. Eine komplette Wende in meinem Alltag.
Was hat mich dazu gebracht? Ziemlich einfach: Ich hatte zuneh­mend das Gefühl, die Welt um mich herum nicht mehr richtig zu verstehen, und wollte mir ein Stück Kontrolle zurück­holen – indem ich mich infor­miere und einbringe.
Und wissen Sie was? Es funk­tio­niert. Es gibt viele Menschen in unserem Ort, denen es ähnlich geht und mit denen man sich austau­schen kann. Das tut gut und hilft, einen klaren Kopf zu behalten.

Man lernt nie aus

Sich in die Politik einzu­mi­schen, ist nicht immer einfach.
Wie viele wissen, enga­giere ich mich bei den Grünen Schaaf­heim. Ich schreibe Artikel, stelle Posi­tionen unseres Orts­ver­bands dar, probiere einiges auf Social Media aus und versuche, möglichst nah dran zu bleiben an dem, was in unserer Gemeinde passiert.
Da ich kein Mandats­träger bin, besuche ich regel­mäßig die Sitzungen der Gemein­de­ver­tre­tung und schaue, wie sich unsere gewählten Vertre­te­rinnen und Vertreter im poli­ti­schen Alltag schlagen – vor allem, um zu lernen.

In den letzten drei Jahren hat sich dort einiges verän­dert. Anfangs, und darüber habe ich schon einmal geschrieben, wurde aus meiner Sicht recht wenig mitein­ander geredet. Themen wurden kaum disku­tiert, und die Arme waren schnell zur Abstim­mung gehoben. Ich hatte damals den Eindruck, dass vieles bereits vorher fest­stand und das Parla­ment nur noch abnickte.

Begeis­tert habe ich beob­achtet, wie sich das mit der Zeit änderte. Mit zuneh­mender öffent­li­cher Aufmerk­sam­keit wurde mehr erklärt, wurden Posi­tionen klarer formu­liert und um Mehr­heiten geworben. Ich fände es schön, wenn sich die Frak­tionen künftig noch etwas häufiger trauen würden, den eigenen Abge­ord­neten mehr Spiel­raum für eigene Entschei­dungen zu geben. Viel­leicht kommt das ja in der nächsten Legislaturperiode.

Es bewegt sich was

Dass sich in diesem Jahr etwas verän­dert hat, merkt man deutlich. Bei einer wich­tigen Entschei­dung über die Zukunft unseres Parla­ments war es plötz­lich nicht mehr selbst­ver­ständ­lich, dass die stärkste Fraktion sich auto­ma­tisch durch­setzt.
Nach vielen Gesprä­chen und Abwä­gungen konnte eine Verklei­ne­rung des Gemein­de­par­la­ments verhin­dert werden – eine bemer­kens­werte Wendung, mit der ich nicht gerechnet hatte. Und ein gutes Zeichen für unsere kommu­nale Demokratie.

Beson­ders inter­es­sant finde ich die Unter­hal­tungen im Anschluss an Gemein­de­sit­zungen. Dort werden ange­fan­gene Diskus­sionen weiter­ge­führt, Meinungen ausge­tauscht und neue Blick­winkel sichtbar. Ich bin dankbar, dass ich mich hin und wieder einbringen darf. Diese Gespräche helfen, sich gegen­seitig besser zu verstehen. Zuhören und Verständnis fürs Gegen­über sind meines Erach­tens zentrale Fähig­keiten, die man sich aneignen sollte, wenn man sich poli­tisch engagiert.

Ich begleite die Arbeit der Grünen-Fraktion als Mitglied des Orts­ver­bands durch Artikel oder Beiträge auf Social Media. Diese Öffent­lich­keit sorgt natür­lich dafür, dass auch andere Parteien reagieren – und das ist gut so.
So hat etwa die CDU in einem Artikel darauf hinge­wiesen, dass sie mit einer unserer Formu­lie­rungen nicht einver­standen war. Ich finde das völlig legitim und teile gleich­zeitig die Aussage, dass „kommu­nal­po­li­ti­sche Arbeit von gemein­samer Verant­wor­tung lebt“.
Diese Haltung vertrete ich in allen meinen Texten. Und ja, als Zuschauer habe ich eben­falls erlebt, „wie schwierig eine verläss­liche und sach­ori­en­tierte Zusam­men­ar­beit zuletzt geworden war“ – gerade zwischen den Frak­ti­ons­vor­sit­zenden der Grünen und der CDU. Aber genau solche Erfah­rungen gehören dazu, wenn man Politik wirklich verstehen will.

Nächster Schritt

Diese Erfah­rungen als Zuschauer und mitt­ler­weile auch als poli­tisch aktiver Mensch haben mich dazu bewogen, bei der Kommu­nal­wahl 2026 für das Team der Schaaf­heimer Grünen zu kandi­dieren.
Viel­leicht bekomme ich dann die Möglich­keit, meiner Formu­lie­rung „auch mit unseren Stimmen in der Gemein­de­ver­tre­tung“ Taten folgen zu lassen.

Eine Erkenntnis bleibt noch: Es gibt immer wieder irgendein Wort, das falsch verstanden wird – manchmal absicht­lich, manchmal nicht. Aber am Ende sind wir alle Menschen, und wir sollten versu­chen, gemeinsam Schaaf­heim zu gestalten.

Autor: Sebas­tian Urban