In den letzten drei Jahren hat sich meine Sicht auf die Gemeindepolitik grundlegend geändert. Von „Es geht mich nix an“ zu „Ich besuche jede öffentliche Sitzung der Gemeinde“. Eine komplette Wende in meinem Alltag.
Was hat mich dazu gebracht? Ziemlich einfach: Ich hatte zunehmend das Gefühl, die Welt um mich herum nicht mehr richtig zu verstehen, und wollte mir ein Stück Kontrolle zurückholen – indem ich mich informiere und einbringe.
Und wissen Sie was? Es funktioniert. Es gibt viele Menschen in unserem Ort, denen es ähnlich geht und mit denen man sich austauschen kann. Das tut gut und hilft, einen klaren Kopf zu behalten.
Man lernt nie aus
Sich in die Politik einzumischen, ist nicht immer einfach.
Wie viele wissen, engagiere ich mich bei den Grünen Schaafheim. Ich schreibe Artikel, stelle Positionen unseres Ortsverbands dar, probiere einiges auf Social Media aus und versuche, möglichst nah dran zu bleiben an dem, was in unserer Gemeinde passiert.
Da ich kein Mandatsträger bin, besuche ich regelmäßig die Sitzungen der Gemeindevertretung und schaue, wie sich unsere gewählten Vertreterinnen und Vertreter im politischen Alltag schlagen – vor allem, um zu lernen.
In den letzten drei Jahren hat sich dort einiges verändert. Anfangs, und darüber habe ich schon einmal geschrieben, wurde aus meiner Sicht recht wenig miteinander geredet. Themen wurden kaum diskutiert, und die Arme waren schnell zur Abstimmung gehoben. Ich hatte damals den Eindruck, dass vieles bereits vorher feststand und das Parlament nur noch abnickte.
Begeistert habe ich beobachtet, wie sich das mit der Zeit änderte. Mit zunehmender öffentlicher Aufmerksamkeit wurde mehr erklärt, wurden Positionen klarer formuliert und um Mehrheiten geworben. Ich fände es schön, wenn sich die Fraktionen künftig noch etwas häufiger trauen würden, den eigenen Abgeordneten mehr Spielraum für eigene Entscheidungen zu geben. Vielleicht kommt das ja in der nächsten Legislaturperiode.
Es bewegt sich was
Dass sich in diesem Jahr etwas verändert hat, merkt man deutlich. Bei einer wichtigen Entscheidung über die Zukunft unseres Parlaments war es plötzlich nicht mehr selbstverständlich, dass die stärkste Fraktion sich automatisch durchsetzt.
Nach vielen Gesprächen und Abwägungen konnte eine Verkleinerung des Gemeindeparlaments verhindert werden – eine bemerkenswerte Wendung, mit der ich nicht gerechnet hatte. Und ein gutes Zeichen für unsere kommunale Demokratie.
Besonders interessant finde ich die Unterhaltungen im Anschluss an Gemeindesitzungen. Dort werden angefangene Diskussionen weitergeführt, Meinungen ausgetauscht und neue Blickwinkel sichtbar. Ich bin dankbar, dass ich mich hin und wieder einbringen darf. Diese Gespräche helfen, sich gegenseitig besser zu verstehen. Zuhören und Verständnis fürs Gegenüber sind meines Erachtens zentrale Fähigkeiten, die man sich aneignen sollte, wenn man sich politisch engagiert.
Ich begleite die Arbeit der Grünen-Fraktion als Mitglied des Ortsverbands durch Artikel oder Beiträge auf Social Media. Diese Öffentlichkeit sorgt natürlich dafür, dass auch andere Parteien reagieren – und das ist gut so.
So hat etwa die CDU in einem Artikel darauf hingewiesen, dass sie mit einer unserer Formulierungen nicht einverstanden war. Ich finde das völlig legitim und teile gleichzeitig die Aussage, dass „kommunalpolitische Arbeit von gemeinsamer Verantwortung lebt“.
Diese Haltung vertrete ich in allen meinen Texten. Und ja, als Zuschauer habe ich ebenfalls erlebt, „wie schwierig eine verlässliche und sachorientierte Zusammenarbeit zuletzt geworden war“ – gerade zwischen den Fraktionsvorsitzenden der Grünen und der CDU. Aber genau solche Erfahrungen gehören dazu, wenn man Politik wirklich verstehen will.
Nächster Schritt
Diese Erfahrungen als Zuschauer und mittlerweile auch als politisch aktiver Mensch haben mich dazu bewogen, bei der Kommunalwahl 2026 für das Team der Schaafheimer Grünen zu kandidieren.
Vielleicht bekomme ich dann die Möglichkeit, meiner Formulierung „auch mit unseren Stimmen in der Gemeindevertretung“ Taten folgen zu lassen.
Eine Erkenntnis bleibt noch: Es gibt immer wieder irgendein Wort, das falsch verstanden wird – manchmal absichtlich, manchmal nicht. Aber am Ende sind wir alle Menschen, und wir sollten versuchen, gemeinsam Schaafheim zu gestalten.
Autor: Sebastian Urban
