Beschluss gefasst, Ausgang ungewiss

26.02.2025

Die vielen Zuschauer im Sitzungs­saal der Gemeinde Schaaf­heim waren Ausdruck für das große Inter­esse an den Themen auf der Agenda der Gemein­de­ver­tre­ter­sit­zung. Schon die Ausschüsse vor einer Woche haben heftige Diskus­sionen zum Thema Grund­stücks­an­ge­le­gen­heiten hervorgebracht.

Es hat den Gemein­de­vor­stand sicher ein wenig Über­win­dung gekostet, das Thema „Grund­stücks­an­ge­le­gen­heiten: Quarz­sand­ta­gebau“ in der Öffent­lich­keit disku­tieren zu lassen. Die Außen­wir­kung der geführten Debatte sollte uns aber ein Vorbild für zukünf­tige Sitzungen sein. Die sachlich geführten Diskus­sionen, Trans­pa­renz der Gemein­de­füh­rung und der Umgang der Teil­nehmer mitein­ander während der abschlie­ßenden Sitzung der Gemein­de­ver­tre­tung waren in unseren Augen, auch aus Sicht der Zuschauer, ein wunder­bares Beispiel für demo­kra­ti­sche Gemeindepolitik.

Bürger­fra­ge­stunde

Es waren nicht nur viele Zuschauer anwesend. Nein, sie hatten auch jede Menge Fragen dabei. Die Frage­stunde ist eigent­lich nur eine Frage­vier­tel­stunde. Als Zuschauer fühlt man sich in dieser kurzen Zeit jedoch gut angehört, wenn Herr Daniel, der Vorsit­zende der Gemein­de­ver­tre­tung, kraft seines Amtes noch drei Minuten hinzu­gibt, damit auch wirklich alle Fragen umfas­send vom Bürger­meister beant­wortet werden können.
Die Bürger­fra­ge­stunde befindet sich noch im „Probe­be­trieb“ für ein Jahr. Im Laufe des Jahres wird es eine Über­prü­fung auf Fort­set­zung geben. Wir werden uns dafür einsetzen, dass das tolle Konzept für alle Inter­es­sierten weiter­ge­führt wird, und haben die leise Hoffnung, dass auch andere Gemein­de­ver­tre­te­rinnen und Gemein­de­ver­treter Gefallen daran gefunden haben.

Drei Haupt­themen, lange Sitzung

Zwei der drei Themen lassen sich recht schnell umreißen: Das Bürger­be­gehren der Bürger­initia­tive Schaaf­heim wurde mehr­heit­lich abge­lehnt und beim Thema „Fusion der Spar­kassen Darm­stadt und Dieburg“ hat die Gemein­de­ver­tre­tung mehr­heit­lich zugestimmt.

Mehr Auswir­kungen auf das Leben der Bewoh­ne­rinnen und Bewohner in Schaaf­heim und Umgebung werden die Entschei­dungen haben, die zum Thema Grund­stücks­tausch „Sand­abbau“ getroffen wurden. Wie zuvor erwähnt, wurde bereits im Haupt- und Finanz­aus­schuss zu diesem Thema ausgiebig und emotional diskutiert.
Der Bürger­meister hat mit der Firma Höfling, die den Sand­abbau in Schaaf­heim aktuell betreibt, eine Über­ein­kunft ausge­han­delt, die er nun erneut den Mitglie­dern der Gemein­de­ver­tre­tung erläu­terte. Die Inten­sion dahinter ist allen Betei­ligten klar. Die Ausbrei­tung des Sand­ab­baus in Richtung Ritters­loch soll verhin­dert werden. Deshalb gab es keine Diskus­sionen über das Ziel, denn darüber waren sich alle Frak­tionen einig, sondern über die Details des Deals.

Bei der Vertei­di­gung seiner Absprache mit der Firma Höfling sprach der Bürger­meister von Halte­punkten oder Ankern, die den Sand­abbau westlich des Eichen­wegs aufhalten sollen. Denn das soll die Grenze werden. Zwischen Eichenweg im Westen und Ringheim im Osten soll der Weg frei gemacht werden für einen unge­hin­derten Abbau. Das führt in unseren Augen zu einer sofor­tigen und schnellen Vergrö­ße­rung der Abbau­fläche mit den dazu gehö­renden Folgen für unsere Gemeinde und den Groß­ost­heimer Ortsteil Ringheim. Stei­gender LKW-Verkehr, höhere Lärm­be­las­tung und Staub­ent­wick­lung, Zerstö­rung der Naherho­lungs­flä­chen in unserer Umgebung. Seitdem die Firma Höfling von der Foca Gruppe über­nommen wurde, hat sich die Ausbrei­tung der Sand­grube stark beschleu­nigt. Das darf in unseren Augen nicht außer Acht gelassen werden. Nur der Vorsit­zende der FWG-Fraktion, Patrick Kelley, hat sich noch sehr kritisch gegen­über den ausge­han­delten Maßnahmen des Abkom­mens geäußert und sieht viele Punkte zum Schutz der Bevöl­ke­rung als unzureichend.

Unsere Kritik­punkte

Auch wir können nur schwer einschätzen, wie sich die Absprache zwischen Gemeinde und der Firma Höfling in zehn Jahren entwi­ckeln wird. Vorerst scheint eine Annä­he­rung an Schaaf­heimer Wohn­be­bauung verhin­dert worden zu sein. Unsere Kritik richtet sich deshalb auf Punkte, die man hätte mitdenken können.
Wie bereits ange­deutet, erwarten wir nun eine sehr beschleu­nigte Ausbrei­tung der Abbau­flä­chen in Richtung Ringheim. Durch den Eintausch von „Schlüs­sel­grund­stü­cken“ bekommt die Firma Höfling die Möglich­keit, unge­hin­dert voran­zu­schreiten. Aus unter­neh­me­ri­scher Sicht voll­kommen nach­voll­ziehbar, vor allem weil die Firma sogar bereit war, mehr Grund­stücke anzu­bieten, als sie dafür im Tausch erhalten hat. Maschinen, die bisher im östli­chen Teil des Abbaus betrieben wurden, werden in Zukunft näher an das Wohn­ge­biet Ritters­loch heran­rü­cken. Dagegen ist ein Sicht­schutz­wall vorge­sehen, der aber sehr viel kleiner sein wird, als der Richtung Ringheim und gegen Lärm und Staub weniger ausrichten kann. Eine Geneh­mi­gung für diesen Wall gibt es noch nicht.
Zur Verhand­lungs­masse der Verein­ba­rung gehört die Rück­nahme einer Klage seitens der Gemeinde gegen den Plan­fest­stel­lungs­be­schluss über das Sand­ab­bau­ge­biet. Die Klage­rück­nahme stellt aus unserer Sicht vor Gericht eine Willens­be­kun­dung seitens der Gemeinde dar, den Sand­abbau unge­hin­dert zu akzep­tieren. Eine weitere größere Klage des BUND-Natur­schutz zusammen mit einem privaten Grund­stücks­be­sitzer wird dadurch eher geschwächt, wenn die urtei­lende Rich­terin sieht, dass sogar die angren­zende Gemeinde keine Einwände mehr hat. Ob Stel­lung­nahmen des Bürger­meis­ters genauso hohes Gewicht haben werden, ist zu bezweifeln.

Dritte Unter­nehmen – in Baben­hausen baggern bereits mindes­tens fünf (!)– werden trotzdem die Möglich­keit haben, Sand­abbau zu bean­tragen. Selbst wenn sich die gesamte Foca Gruppe auch in zehn Jahren noch an die Abspra­chen halten sollte, nachdem der Bereich Richtung Ringheim verwertet ist und sie sich nicht weiter Richtung Westen ausbreitet, kann der Abbau nördlich des Wohn­ge­bietes Ritters­loch nur gericht­lich verhin­dert werden. Die Klage zieht die Gemeinde aber nun zurück. Mit den dazu­ge­hö­rigen Konsequenzen.

Hoffnung?

Zwei beschlos­sene Maßnahmen machen ein wenig Hoffnung. Zum einen wird der Gemein­de­vor­stand eine Stel­lung­nahme gegen­über der Regio­nal­ver­samm­lung abgeben. Darin will man sich klar dafür ausspre­chen, dass die Vorbe­halts­fläche für Sand­abbau nördlich unserer Wohn­be­bauung aus dem Regio­nal­plan entfernt wird. Das ist eine gute Inten­sion, die Erfolgs­aus­sichten sind aber schwer einzuschätzen.
Weiter wurde beschlossen, dass die Gemein­de­grund­stücke auf der Vorbe­halts­fläche ökolo­gisch aufge­wertet werden sollen. Die Fraktion der FWG betonte, dass eine Änderung des Regio­nal­plans nur so erfolg­reich sein kann und bean­tragte deshalb, ein beson­ders schüt­zens­wertes Flora-Fauna-Gebiet im Bereich Ritters­loch zu entwi­ckeln, das zugleich als Schutz vor dem Sand­abbau dienen soll. Nach einer 15-minü­tigen Sitzungs­un­ter­bre­chung hat man sich leider nur auf eine Absichts­er­klä­rung einigen können. Wir werden jedoch sehr darauf achten und immer wieder nach­fragen, ob und welche Maßnahmen seitens der Gemeinde in Angriff genommen werden.
Wir drücken uns allen die Daumen, dass unsere Befürch­tungen nicht eintreten und unser Bürger­meister mit diesem Deal die richtige Entschei­dung getroffen hat.

Autor: Sebas­tian Urban für die Grünen Schaafheim